„Aufmüpfigkeit gegen lineares Denken“

Rezension zu: Fleisch! Das Album / satte Lyrik

Für viele Hamburger ist das Elbe-Wochenblatt bloß ne kostenlose Wochenzeitung. Z. B. für meine Nachbarn, denn keiner von denen greift sich sein Exemplar aus dem Treppenhaus. Immerhin komme ich so immer zu einem Stapel Makulaturpapier, das ich dauernd tonnenweise zum Drucken brauche …

Ich muss gestehen, ich hab das Elbe-Wochenblatt fast ein bißchen lieb gewonnen,  begleitet die Zeitung meine Arbeit doch seit Jahr und Tag fast fürsorglich. In der aktuellen Ausgabe hat Christiane Handke-Schuller meine Arbeit erneut treffsicher verstanden …

 

snapshot-ElbeWochenblatt

kompletter Artikel:

hier

… danke, Christiane 🙂

Notizbuch für Hanne Darboven

Cover-vorne

 

Hier wird jeder zum Künstler:


Über das Buch:
„Das Buch ist eine Hommage an Hanne Darboven (*1941, †2009).
Darboven gab sich über Jahrzehnte für täglich acht Stunden ihrer Schreibzeit hin: Sie füllte bergeweise Papier mit Zahlen, Zeichen, Streichungen, Krakeln und Kürzeln. In ihrer Konzeptkunst hat Hanne Darboven ein kryptisches Werk vorgelegt, das seinesgleichen sucht.
Dem vordergründig Kryptischen liegt in Wahrheit eine fast wissenschaftliche Akribie zugrunde. Darboven hat in ihren Schreibzeichnungen in vorbestimmten Strukturen und festgelegten Regeln die Welt vereinfacht. Genau darin, im vermeintlich Exakten, hat sie der Welt nichts Konkretes hinzugefugt, sondern eine abstrakte Wirklichkeit. Seit den 80er Jahren übertrug Hanne Darboven ihre Zahlensysteme auch in Notenfolgen und Arrangements für ganze Orchester, so dass ihre Sicht der Welt hörbar wurde.
Als Autor und Künstler trägt Iven Einszehn ständig ein Notizbuch bei sich. Seit Jahren streicht er seine Eintragungen konsequent aus, sobald sie abgearbeitet sind, um nichts davon zu hinterlassen. Eigentlich würde es reichen, ein Notizbuch – voll geschrieben, wie es ist – am Ende zu vernichten, damit nichts bleibt.
Im Umstand, etwas zu notieren, um es zur Vollendung auszustreichen, liegt ein künstlerisches Konzept, das dem von Hanne Darboven nicht unähnlich ist, auch wenn Einszehn hierfür nicht erst Gesetzmäßigkeiten erfindet. Denn auch in seinen Streichungen zeigt sich eine Vereinfachung: Sie reduzieren die Notizen auf formale Flächen. Diese Flächen sind individuell, gleichzeitig aber vollkommen austauschbar. Damit schaffen diese Flächen eine neue Wirklichkeit, auch wenn diese neue Wirklichkeit dem Betrachter über ihren Ursprung nichts verrät.
Die eigentliche Notiz ist selbst unter Schichten von Streichungen vorhanden. Sie wirkt wie ausgelöscht, ist es aber niemals. Die reine Information des Gedankens bleibt erhalten, selbst in der Asche eines verbrannten Buches. Vielleicht verfügen wir eines Tages über die Technik, diese reine Information zu extrahieren …
Um das Konzept solcher Kunst nachzuvollziehen, hat Iven Einszehn seinem Künstlerbuch eine Handvoll Leerseiten mitgegeben. Für eigene Notizen und eigene sorgfältige Streichungen. Hier wird jeder zum Künstler.
Hat man erst ausprobiert, etwas so oft zu überkritzeln, bis nichts mehr lesbar ist, denkt man vielleicht: Was soll ich mir die elendige Arbeit machen? Mit einem Filzstift zum Streichen ist die Sache flott getan. Das ist wohl wahr.
Einszehn empfiehlt aber die Umständlichkeit eines feinen Stiftes. Denn Mühseligkeit befreit den Geist. Während der Streichungen hat man Zeit nachzudenken. Über alles Mögliche. Vielleicht über die Kunst oder sogar über Hanne Darboven.
Tipp vom Künstler: „Mach deine Streichungen unter den Augen anderer Leute, in der Straßenbahn oder einem Café. Der Argwohn, der dir in die Augenwinkel dringt, sollte dir zu denken geben. Er sagt viel aus über die Welt, in der Du lebst.“
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Iven Einszehn "Notizbuch für Hanne Darboven"
Taschenbuch / 150 Seiten /11,5 x 15,5 cm
CreateSpace Indepedent / ISBN: 978-1512348613
€ 6,00
erhältlich nur bei  Amazon
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