Es soll ja Menschen geben, denen ist es völlig egal, mit wem sie Sex haben, Hauptsache, sie kriegen was ab. Da ergeben sich Notsexgemeinschaften und es wird Kollateralsex getrieben, was das Zeug hält. Falls Du da etwas wählerischer drauf bist, im letzten Moment allerdings feststellst, dass deine Beute ausgerechnet ein AfD-Anhänger ist, Nazi, Rassist oder sonst einer geistigen Vollbeklopptheit angehört, so dass dir entweder alles vergeht oder Du einen weiteren Kontakt nicht mit deinem Gewissen vereinbaren könntest, darfst Du dir auch mal — im Sinne einer positiven Intervention — eine Ausnahme gestatten:
Iven Einszehn: „Heldentaten eines pragmatischen Optimisten“ Stickerei auf Treibholz und Keilrahmen, genäht, lasiert H 29,5 x B 81,5 x T 4,5 cm
… und wer weiß: Vielleicht entwickelt sich daraus sogar ne Art Therapie-Fickerei, so dass ein Soldat die Armee verlässt, ein LKW-Fahrer den eigenen Atomtransport sobotiert, Beatrix von Storch zur Volkshochschule geht, um die Birne aufarbeiten zu lassen oder oder oder
Spiegeleier sind in der Kunst ein eher vernachlässigtes Sujet. In Hamburg zumindest gibt es einen Vertreter, der sich dem Spiegelei verschrieben hat, zu finden am ehemaligen Zollamt an der Tunnelstraße in Veddel, unweit der Veddeler Fischgaststätte.
Die Veddeler Fischgaststätte gilt als Kult, ich rate aber dringend davon ab, die homepageanzugucken, um herauszufinden, wie man da hin kommt. Der Kartoffelsalat auf den abgebildeten Mahlzeiten (hübsch angerichtet mit einer Viertelzitrone!), sieht aus wie Schleim oder Albinokotze. Würde auf der Speisekarte der Kartoffelsalat nicht erwähnt, man käme kaum drauf, was das für eine Pampe auf dem Teller sein könnte. Mit Bratkartoffeln müht man sich dort nicht ab, da landet alles in der Fritteuse, es gibt also höchstens Pommes als alternative Beilage.
Mir haben über die Jahre mindestens fünfzehn Leute, die niemals dort essen waren, versichert, wie großartig es da wäre, überhaupt wäre die Veddeler Fischgaststätte die letzte Kaffeeklappe Hamburgs, die bestimmt bald dichtmacht, weil seit Jahren in Hamburg ja alles den Bach runtergeht. Deshalb würde man dort seit Jahr und Tag regelmäßig jeden Sonntag mindestens zwei Portionen Fisch verzehren. Und immer auch was für zuhause mitnehmen. Der Laden hat aber am Wochende gar nicht geöffnet. Auch abends nicht. Eigentlich nur zu Zeiten, die sich hauptsächlich Hartz-IV-Emfänger leisten können, von 11:00 – 17:45. Wer es ausprobieren möchte, Adresse siehe unten.
OZ an der Veddeler Fischgaststätte
Immerhin: Wer sich nicht die Mühe macht, Bratkartoffeln zu brutzeln, macht sich auch nicht die Arbeit, einen OZ überzupinseln.
Zurück zu den Spiegeleiern: Wenn man sich als Passant oder Radfahrer durch das Baustellenchaos an der Tunnelstraße begibt, ist man von Absperrungen, Holprigkeiten und Warnbarken so sehr labyrinthiert, dass man die Illegalerie, der man dort neuerdings begegnet, leicht übersieht.
Die Spiegeleier, die einem ins Auge fallen könnten, verkennt man leichtfertig als bloß hingerotzte Kleckse an der Wand ohne Sinn und Verstand. Hat man diese Kleckse aber einmal als Spiegeleier entlarvt, entdeckt man vielleicht, was das eigentlich für eine schöne Idee ist — einfach mal Spiegeleier zu malen. Die gehen flott und sind eigentlich ganz hübsch. Auf jeden Fall lecker.
Wenn man sich also Zeit nimmt für die Spiegeleier, man es also wagt, das Gelände, das man bestimmt nicht betreten „darf“, eingehend zu inspizieren, gibt es viel mehr zu sehen. Da wurden Tücher und Stofffetzen zwischen die Geländer gehängt und genäht, darunter auch Spiegeleier, Installationen wurden gespannt, eine Mauerecke ist plakatiert, ein kleiner Haufen Zeichnungen wurde an den Laderampen, in Fenstern und Türen aufgehängt.
Genähtes Spiegelei 02 von hinten
Gemalte Spiegeleier 02
Genähtes Spiegelei 02 von vorn
Spiegelei und Face
Gemalte Spiegeleier 01
Genähtes Spiegelei 01
Genähtes Spiegelei 03
SPIEGELEI
Zeichnung 09
Zeichnnung 11
Zeichnung 01
Zeichnung 02
Wandzeichnung
Zeichnung 08
Zeichnung 10
Zeichnung 05
Zeichnung 07
Stickerei
Installation
Zeichnung 03
Plakatierung
Zeichnung 06
Zeichnung 04
Tücher
Hier fehlt in der Streetart übrigens ein Begriff. Für Plakatierungen und für cutouts, die an Wände geklebt werden, wird pasteup verwendet. Aber für das bloße Aufhängen von Bildern gibt es kein Wort. Wie wäre es schlicht mit hangout?