Tag der offenen Tür in der Postpyramide

Die ehemalige Oberpostdirektion (OPD) in der City-Nord wird in Hamburg schlicht Postpyramide genannt, das klingt fast versöhnlich. Dabei erliegt so mancher, der im Zusammenhang mit derartiger Architektur über den Begriff brutalistisch stolpert, dem Irrtum, diese Bezeichnung passe auf eine derart brutal in purem Beton hingeklotzte Baukunst wie Faust aufs Auge. Brutalismus meint aber nichts Bösartiges, sondern leitet sich aus dem französischen brut ab, das heißt schlicht roh. (In der Kunst gibt’s übrigens die Art-brut, dafür braucht’s aber keinen Beton — eher ziemlich wenig schöne Farbe …)

Gute pieces konnte ich keine finden. Dabei ist die Postpyramide ein RiesengebäudeIrrgarten mit ungefähr 5000 Zimmern, der seit Jahren leer steht und erst jetzt abgerissen wird. Zeit und Platz wäre also reichlich gewesen, um sich dort auszutoben. Dass dies dort nur in kaum bemerkenswerten Ansätzen geschehen ist, ist um so merkwürdiger, als es in Hamburg so gut wie nie Möglichkeiten gibt, in aufgegebenen Industrieanlagen und Bürogebäuden zu üben bzw. zu glänzen. In der Regel sind die Areale extrem gegen jegliches Eindringen gesichert und zusätzlich meist von Sicherheitsdiensten bewacht. Möglichkeitsorte sprechen sich in der Szene also schnell rum. Eigentlich …

Als Tag der offenen Tür hat sich mein Besuch aber dennoch gelohnt, denn solch einer morphologischen Sammlung begegnet man auch nicht jeden Tag:

Übrigens: Die erste Tür, die man eintritt, sollte in derartigen Gebäudekomplexen immer die des Pförtners sein. Da steht der Schrank, randoll mit Schlüsseln. Wenn man die klug inspiziert, findet man den General. Im Fall der Postpyramide war irgendwer so schlau, tausende Schlüssel auf den Boden zu schmeißen, wahrscheinlich war der anschließend auch so klug, das Geschirr in der Kantine zu zerdeppern, obwohl das irgendwer noch hätte gebrauchen können … 

(Beim Pförtner wars zu dunkel, fürs Foto hab ich ne Handvoll Schlüssel ins Licht geworfen)