Lebt als Autor und Künstler in Hamburg. Iven Einszehn hat mehrere experimentelle Gedichtbände, eine Handvoll Bücher und ungezählte Zeitschriften- und Buchbeiträge veröffentlicht, außerdem rund 250 Hörfunk- und Sketchproduktionen und 10 Kurzfilme. Unregelmäßig schreibt Einszehn satirische Kolumnen zu Politik, Kultur und Zeitgeschehen in diversen Zeitungen. Er wurde mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. Hamburger Literaturpreis 1993 und Hörfunkpreis zum Europäischen Jahr gegen Rassismus 1998.
Was Iven Einszehn als Künstler treibt, lässt sich mit ALL YOU CAN ART umschreiben, denn Einszehn ruht sich auf einer erfolgreichen Methode nicht aus. Sobald der Künstler herausgefunden hat, wie alles geht und eine Arbeitsweise ihn nicht mehr vor Herausforderungen stellt, langweilt er sich und sucht nach neuen Techniken und Ausdrucksformen.
Produktivität und Einfallsreichtum lassen sich nur anreißen. Seit zwanzig Jahren packt und zimmert Einszehn Erbschachteln, mit denen er den Wertanspruch an Kunstwerke und die eigene Bedeutung ironisch hinterfragt: Es gilt, diese Objekte mindestens 150 Jahre zu vererben, damit der (nicht sichtbare) Inhalt antik wird. So wird ein Wertzuwachs garantiert, falls dem Künstler der Erfolg der Nachwelt versagt bleibt.
Am Bekanntesten sind wohl die aus Treibholz genähten Möbel und Objekte, auf Fundholz gestickten Sprüche und von Häkel befallenen Äste. Etwa zehn Jahre hat Einszehn allein für die umfangreiche Installation "Behördenschreibtisch mit umfangreichem Zubehör" aufgewendet.
Zwei Jahre hat Einszehn nach einer Methode geforscht, Textvorlagen in einem Monodruckverfahren auf Holz zu übertragen, um die Technik so gut wie gar nicht anzuwenden. Manchmal nutzt er die Methode für Teppichintarsien: Bedruckte Holztafeln, die der Künstler in teure Teppichböden schneidet.
Ziemlich häufig geraten dem Künstler und Autor seine Handwerke durcheinander: Er hat Formulargedichte geschrieben, die weder zu lesen sind noch auszufüllen; seine Bildgedichte sind Texte, die man sehen muss; viele Kunstwerke erschließen sich allein über das Wort und sind reine Literatur. Auf die Spitze getrieben hat Einszehn dies zuletzt in der Reihe "Bild ohne Zeichnung", die sich allein mit dem Anspruch beschäftigt, dass es in der Kunst etwas zu sehen gibt – oder eben nicht.
Das ist nicht alles. Nebenher und ständig beschäftigt sich Einszehn mit Abklatschzeichnungen, seiner ureigenen Zeichenmethode, in Wahrheit eine Hochdrucktechnik, die höchstens zwei Abzüge erlaubt. Er druckt mit Fundmaterial wie Gummi, Kautschuk, Trittschalldämmung und Styropor, macht Leim-, Lack- und Sanddrucke. Und er collagiert stapelweise Hackfressen aus schönen Menschen, die Zeitschriften und Bildbände bevölkern, als gäbe es auf der Welt bloß Vollkommenheit. Und Einszehn ist ein seltsamer Portraitist – die Scheißgesichter seiner Modelle streicht er nämlich radikal aus.
Einszehn ist umtriebig, neugierig und erfindungsreich, niemals fertig und nie zufrieden. So überrascht der Künstler nicht allein mit einem umfangreichen Repertoire verschiedenster Techniken, Einszehn überrascht auch immer wieder mit ungewöhnlichen Ausstellungskonzepten, Installationen und Aktionen.
Als Autor entzieht Einszehn sich den branchenüblichen Schubladen. Er arbeitet thematisch, schreibt ein Buch genau einmal, wendet sich dann einem neuen Arbeitsbereich zu, funktionierende Maschen interessieren Einszehn nicht. Sprache und Ausdrucksformen passt Einszehn dem jeweiligen Sujet an und gelangt so nicht selten zu verspielten, sprachverliebten und experimentellen Ansätzen, die Lesegewohnheiten und Literaturgrenzen überschreiten. Die Verkäuflichkeit eines Buches ist unwichtig, vielmehr hingegen die konzeptuelle Vollständigkeit, die mitunter in einer punktgenauen Übertreibung Ausdruck findet, wie Archäologen an seinem neuesten Werk in frühestens 500 Jahren feststellen werden. Einszehn ist halt kein Mann der halben Sachen ...
Letzte Veröffentlichungen:
"Es geht auch ohne Elke, Elke / Gehirngeschredderte Gedichte"
"Notizbuch für Hanne Darboven /Künstlerbuch mit Notizbuchfunktion"
"FLEISCH! Das Album / satte Lyrik"
"Wenn der Wellensittich sich an den Gitterstäben selbst befriedigt kommen mir Zweifel / Gehirngeschredderte Gedichte" (nicht mehr lieferbar)
"Anleitung zum Biegen und Brechen der Sprache / Ein Lesikon"
"Erklären Sie nur irgendwas davon, ohne im Irrenhaus zu landen! / Phantastische Erzählungen" (nicht mehr lieferbar)
"Auf dem Parnass der Schuhe / literarische Reportage (Ebook)"
Schön 😉
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Danke, freut mich 🙂
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