Ich find die Überschrift auch gelungen, kannst dich also beruhigen.
Falls dir das schwer fällt, erfinde ich zur Ablenkung mit diesem Artikel eine neue Kunstform, nämlich die geistige Streetart. Man muss die Dinge auf der Straße nämlich oft gar nicht ausführen, um etwas deutlich zu machen. Aber denken, sie sollten ausgeführt werden, das sollte man unbedingt. Das geht ganz gut durch Aufschreiben. Damit ist die Sache irgendwie auch getan. (Auch wenn ich alle Einwände sofort verstehe, einsehe und mit Durchschlag unterschreibe.)
Vaginas und Fahrräder also, falls Du inzwischen vergessen hast, worum es geht.
Zuerst die Fährräder. Eigentlich Zäune.
Im Lastropsweg in Eimsbüttel komme ich immer an diesen alten Zäunen vorbei, da sind folgende Schilder dran:
Wundert nur mich das? Ich find das nämlich voll zum Kotzen!
Wenn man die alten Zäune erhalten möchte, dann sollte man sie einfach mal entrosten und streichen! Dann ist das Thema vom Tisch. Wenn mans regelmäßig macht, sogar für immer. Aber es macht natürlich viel weniger Arbeit, sich gar nicht erst welche zu machen, indem man die Schuldigen fürs Verrotten der Zäune ganz woanders sucht und die auch noch dreist öffentlich als Missetäter anprangert. Wie asozial ist das denn!
Leben in dem Haus überhaupt Menschen? Oder hängen in den Wohnungen Schilder? „Um das historische Gebäude zu erhalten bitte nicht betreten oder gar wohnen.“
Klar, ich könnte in dieser Sache einen auf Barbara machen und gewitzte Kommentare neben die Schilder tackern. Blödheit und kritische Vernunft vertragen sich aber nicht. Da würde ich innerhalb von fünf Minuten abgemacht. Dieser Text geht nicht ab. Nie wieder.
Jetzt zu den Vaginas. Also zuerst die Penisse.
Neulich wurde der englische Streetart-Aktivist Wanksy auch hierzulande endlich mal bekannt. Wanksy malt Penisse um Schlaglöcher. Mit dem überraschenden Erfolg, dass etliche Schlaglöcher in Windeseile ausgebessert werden. Nicht, weil das längst vonnöten gewesen wäre – sondern um die Schwänze wegzukriegen, derentwegen sich Ämter und Behörden vor besorgten Bürgerbeschwerden nicht mehr retten können. (Hilfe, mein Kind hat n Schwanz gesehen, wie erklär ich denn das jetzt?)
Nach dem heutigen Unwetter kam mir promt eine Idee. Wenn Penisse bei Schlaglöchern helfen, könnte man es doch mit Vaginas bei Pfützen versuchen. Gerade die Hochbahn ließe sich so bestimmt animieren, nicht weitere fünfzehn Jahre zu warten, ehe sie nervige Senken in den U-Bahn-Eingängen, durch die man nach jedem Regen latschen darf, endlich mal beseitigt.
So, nun sind wir mit den beiden Dingern auch schon durch, so schlimm war das doch gar nicht. Da hab ich direkt noch ne Überraschung. Und das sind die Freimaurer
Der Stadtraum ist ja nicht nur werbevollverrotzt, er geht auch mit der Zeit. Die einfache Leuchtreklame tuts nicht mehr, LED-Wände müssens sein. Um die zu toppen, tanzen Werbeszenen über ganze Hausfassaden. Bildschirme in Bus und Bahn finden wir völlig normal. Könnte sich bitte ein urbanes Nachwuchstalent darauf spezialisieren, den Scheiß kunstvoll zu sabotieren! Ich bin ja schon zu Hause genervt, nach zwölf bis vierzehn Stunden Internet und Fernsehen, jeden Tag.
In den Öffentlichen nennt sich die Dauerberieselung Fahrgastfernsehen. Klingt wie ne nette Geste für zwischendurch, es geht aber natürlich auch hier allein um Werbung. Werbung, Werbung, Werbung. Infos, Termine und Kurznachrichten sind lediglich Alibis. Ich guck da höchstens aus Versehen mal hin, um mich augenblicklich darauf zu besinnen, das unverzüglich zu lassen. Ich bin nicht so einer. So einer bin ich nicht. Keiner, mit dem das läuft.
Prompt schnapp ich etwas auf. Die Freimaurer-Loge läd zum Tag der offenen Tür. „Freimaurer zum Anfassen“ heißt es da. Bitte was? Zum Anfassen? Wo soll man die anfassen? Prompt stell ich mir eine sabbernde Altherrenriege vor, die schrittpräsent aufgereiht dahockt. Und hübsche junge Männer, denen mit warmen Worten die Wangen getätschelt werden.
Die Freimaurer gelten seit Jahrhunderten als eingeschworener Geheimbund, fühlen sich mittlerweile ganz falsch verstanden und mühen sich immer mal, alle Vorurteile zu entkräften. Aber dieser putzige Versuch, sich volksnah und offen zu geben, zeigt wohl eher, dass den Freimaurern die Welt da draußen etwas fremd geworden ist. Haben sich wohl ein paar Jahrzehnte zu lang weggesperrt. Traditionsgemäß Männer. Männer unter sich. Hinter verschlossenen Türen. Wär ich Hetero, ich würd das voll schwul finden.
Ich glaub, ich mach auch mal n Tag der offenen Tür. Ach, wozu drum rum reden! N Tag der offenen Hose halt ich ab …
Der Stadtraum gehört dir.
Er braucht Kreativität.
Es lebe der Sprühling!
mit etwas altem imbissfett wären fettecken als Hommage an joseph Beuys an monumentalbauten aus dem Jetzt, wie an Einkaufs- Büro- und Bankgebäude auch erfrischende lichtblicke im grauen glas-stahl-Beton-Gefüge.mittlerweile find ich besonders die berliner bahnhöfe am geschmacklosesten: fette architekturbolzen. da wär so ne schmierige gelbblasse 500kg Fettecke n echter hingucker. da könnte man auch projekt mit fortsetzung draus machen…wie heißt das ach ja nen Nachhaliges etwas. Also: da die ecke ja so schmierig is bleibt ja doch so jeder dreck hängen, würde also mit der zeit ein wahnsinnig gutes Abbild der menschlichen Nutzung darstellen können und kann als Zeugnis für Tatsächlichkeit dem Betrachter den Ort Ohne jegliche Verschönerung vor Augen führen… naja ansonsten wär ich auch gern in der freimauerebande…früher schon.. und maria callas (als beispiel für frau) soll da auch drin gewesen sein… mir gehts sehr dreckig mit meinen ausgekratzten mandeln— muss man nich machen wenns nich wirklich nötig is…is fame-pain running ciao brittaschmerz Date: Tue, 5 May 2015 20:18:54 +0000 To: britta303@hotmail.com
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In den Supermärkten im Osten gibts ja immer noch Streichfett. Ein schönes Relikt aus DDR-Zeiten – dessen eigentlicher Sinn sich hier offenbart. Fettecken nachmachen nicht unbedingt, aber Beyus aufgreifen ganz unbedingt: Wie wärs mit fetten Fettkanten, die im Sonnenlicht zerfließen und an Fassaden runterlaufen? Man könnte auch mal Fettwürfel (ähnlich wie Farbbeutel) an Fassaden pfeffern. Könnte ne fette Kunst werden …
Hört sich ja echt nicht gut an mit deinen Schmerzen. Bisher hatte ich immer gehört, das wär nach drei, vier Tagen einigermaßen überstanden. Gute Besserung.
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